Von Mendoza fährt man durch endlose Täler und Ebenen auf die Anden zu und erhascht dabei nicht selten einen wunderbaren Blick auf den höchsten Berg der Anden, ganz Amerikas und der gesamten Südhalbkugel: der Aconcagua. Der Rio Mendoza ist dabei unser Begleiter, er windet sich durch die Täler. Einst ziemlich breit und groß, fließt zurzeit jedoch nur sehr wenig Wasser den Mendoza herunter, da es für die Bewässerung der Oase Mendoza mitsamt seinem berühmten Weinanbau genutzt wird. Auch ohne reißenden Fluss genießen unsere Augen den großen Raum und die weite Ebene, die die Berge trotz ihrer stolzen Höhe zulassen. Diese schillern in bunten Braun- und Rottönen in der Morgensonne, sodass man meint sie würden leuchten.
Zuerst haben wir nicht den Eindruck, dass der Weg mühsam wäre. Später fahren wir an kilometerlangen Schlangen von Lastwagen vorbei, die schon längere Zeit an einer Stelle zu stehen scheinen. Dies wird sich bis zum Grenzübergang nach Chile nicht ändern. Der Grenzübergang "Los Libertadores" (3100 m) gilt als Hauptdurchgang für Industrie und Handel und ist dementsprechend gut besucht. Später erfahren wir, dass der Grenzübergang aufgrund eines Sturms drei Tage geschlossen war und sich daher dieses ganze Blech aufgestaut hatte. Es gibt noch einen anderen, höher gelegenen Pass ("Bermejo-Pass"), der aber im Winter nicht passierbar ist. Daher bleiben uns einskalte Winde in 3854 m Höhe erspart, aber auch leider der Anblick des „Cristo Redentor de los Andes“, der zur Schlichtung von Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Chile dort errichtet wurde.
Einige Kilometer vor der eigentlichen Grenze nach dem vielbesuchten Ski-Ort Las Cuevas genießen wir von einem Aussichtspunkt in 3200 m Höhe den Gipfel des Aconcagua. Wer wirklich geglaubt hat, wir würden den Berg gänzlich besteigen wollen (siehe Post "Mendoza"), ist uns auf den Leim gegangen. Die Besteigung erfordert zwei bis drei Wochen und darf nur von erfahrenen Bergsteigern vorgenommen werden. Dies sehen wir dann auch gleich ein, als wir auf einen kleinen Hügel steigen, um unseren Anblick und das Fotomotiv zu optimieren. Denn schon dieser kleine Aufstieg lässt uns hyperventilieren.
Zurück auf der Straße fahren wir weiter Richtung Grenze, leider ohne wirklich guten Ausblick auf die Berge, da uns die Schneemassen rechts und links die Sicht versperren. Die Straße jedoch ist frei und sehr gut passierbar. An der Grenze angekommen müssen wir endlose trámites (Diensweg, Behördengang) über uns ergehen lassen. Zunächst wollten die Argentinier nur uns, nicht aber unser Auto aus dem Land lassen, weil wir eine temporäre Aufenthaltserlaubnis hätten, das Auto aber ein argentinisches Auto sei... ??! Klar fahren wir in Argentinien ein in Argentinien zugelassenes Auto... Wir passieren dann doch drei argentinische Schalter und drei chilenische Schalter (und verbringen dort insgesamt eine Stunde), unser Auto wird haarklein unter die Lupe genommen, ob wir vielleicht Illegales ins Land einschmuggeln… und siehe da: die Grenzbeamten werden fündig: Eine Salami und ein Apfel sind die Übeltäter. Sie Wir dürfen sie vor den Augen der Beamten aufessen.
Der Weg die Anden wieder herunter auf chilenischer Seite ist etwas abenteuerlicher. Endlose Serpentinen und bedrohliche Steigungen erfordern Konzentration und Aufmerksamkeit. Wir bewundern entgegenkommende Busse und LKW, die sich die Straßen herauf quälen und schimpfen über Rowdys, die uns in gefährlichen Manövern überholen. Unten angekommen begrüßt uns eine grüne, hügelige Landschaft mit saftigen Wiesen und üppigen Wäldern. Marcs erster Eindruck: „Es ist wie im Hunsrück.“ Ich kann dies jedoch nicht bestätigen und fühle mich eher in ein asiatisches Hochland versetzt.
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