Schon bei unserer Ankunft in Buenos Aires durften wir erleben, dass die Argentinier sympathisch und kontaktfreudig sind. Viele erkundigten sich beim Anblick unserer kommunikativen Hilflosigkeit nach unserer Herkunft. Und nicht selten wurden wir in ein Gespräch verwickelt, bei dem unser Gegenüber stolz erwähnte, deutsche Verwandte oder Bekannte zu haben, die Oma, der Bruder oder der Onkel lebe im Allgäu oder in Hamburg und mit nicht weniger Stolz präsentierte man sogleich den Familiennamen, dessen deutschsprachiger Ursprung nicht zu verbergen ist („Schuhmann“, „Peters“). So auch kürzlich in unserem vertrauten Lebensmittelladen. Bei der Bestellung einiger empanadas fragte mich der junge Mann hinter der Feinkosttheke die inzwischen vertraute Frage: „De donde son?“ (Woher kommt ihr?). Dann erzählte er mir, dass sein bester Freund in Aachen wohne, worauf ich direkt entgegnen konnte, dass ich dort während meines Studiums gewohnt hatte. Ich wurde informiert, dass sein Freund dort ein argentinisches Steak-Restaurant („La Pampa“) besäße. Gedankenverloren schaute ich in die Luft, um vor meinem geistigen Auge ganz Aachen nach einem argentinischen Restaurant abzusuchen… In diesem Augenblick schaltete sich die Dame hinter mir ein und entgegnete, das „La Pampa“ wäre doch in Mönchengladbach, worauf ich mein geistiges Auge vertröstete und wieder in die Realität blickte, um erneut erstaunt zu bemerken, dass ich in Mönchengladbach aufgewachsen sei. Die Dame war die Mutter, Tante, Oma des Besitzers des "La Pampa" in Mönchengladbach und verriet uns sogleich ihren Namen, ihre Adresse und fragte uns nach der unsrigen Identität. So war in einigen Augenblicken ein neuer Kontakt gelegt, einerseits zu Tomás, ab jetzt der Feinkosthändler unseres Vertrauens und andererseits zu der Mutter, Oma oder Tante des Fast-Mönchengladbachers Tomás K. (ein anderer Tomás). Solche und viele andere Wortwechsel kann man hier erleben. So wurden wir am Strand von Vaeria del Mar (siehe Post vom 8. April) unter zahlreichen Touristen von dem 94jährigen irischstämmigen Kenny und seiner nicht weniger jüngeren Frau Laura angesprochen: „Ustedes son turistas, verdad?“ mit dem Ende vom (mindestens 30 Minuten langen) Lied, dass wir nun ihre Adresse in unserem Wörterbuch stehen haben. (Hinterher half mir Laura übrigens noch beim Kauf eines Sonnenschirms). Oder die Dame im Bus, die uns begrüßte wie alte Bekannte (hier gleich in der Übersetzung): „Wir kennen uns doch aus dem Restaurant. Ich saß mit meiner Tochter gegenüber von Euch…“ Oder im Baumarkt die Dame an der Kasse: „Du bist keine Argentinierin, oder?“
Keine Ahnung woher die Argentinier ihren ach so arroganten Ruf haben. Wir begegnen hier tagtäglich freundlicher Plauderlust ohne jeglichen Beigeschmack von Überheblichkeit oder Penetranz. Die Leute sind charmant und offen und man gewinnt den Eindruck, dass die Leute hier einfach nur neugierig, interessiert und anderen Ländern und Kulturen positiv zugewandt sind .
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen