Sonntag, 8. April 2007

Von tortugas und anderen Tieren

Valeria del Mar. Eine Woche in Valeria del Mar bedeutet eine Woche Sonne, Strand und Meer (siehe Fotoalbum), so jedenfalls unsere große Hoffnung, da Valeria del Mar (ein Ortsteil von Pinamar), wie der Name schon sagt, am Meer und - und das ist das Entscheidende - 1500 km weiter nordwestlich liegt, denn nordwestlicher bedeutet hier unten wärmer! Und tatsächlich lagen die Temperaturen in Valeria del Mar, das mit seinen Pinien, Sandwegen und Dünen wie ein südfranzösischer Campingplatz wirkt, so zwischen 20 und 27 Grad Celsius, ein laues bis leichtes Lüftchen wehte und der Atlantik war angenehm erfrischend, jedenfalls so warm, wie die Nordsee wohl an ihren besten Sommertagen nicht wird. In Valeria haben wir auch gleich ein kleines Häuschen am Strand gefunden, das allerdings noch einer kleinen Renovierung bedarf, ehe wir es beziehen können. (Können wir da noch was machen, Andy?) Infolgedessen waren wir acht Tage lang nur im Wasser, lagen am Strand oder haben Strandspaziergänge gemacht. Eines abends ist uns im Vollmond ein Hund kilometerlang bis nach Pinamar gefolgt, ehe wir ihn im Straßengewirr verloren haben. Später habe ich Diego, wie wir ihn spontan getauft hatten, im vier Kilometer entfernten Ostende (Wer hätte gedacht, das Belgien so nah ist?) gesehen, damit hat er mal eben ein Revier von 16 Quadradkilometern abgesteckt. Ansonsten haben wir kleinere Ausflüge in die Umgebung gemacht, nach Cariló zum Beispiel, einem wirklich wunderlichen Örtchen gleich neben Valeria. Bevor wir jedoch nach Cariló und zu anderen Sehenswürdigkeiten kamen, wurden wir Zeugen eines wirklich seltenen und auch traurigen Ereignisses. Denn gleich am zweiten Tag - es war zwar der 1. April, aber was jetzt kommt, ist wahrlich kein Scherz - standen am Strand von Valeria eine Menge Leute um etwas herum, was wohl ihre Aufmerksamkeit erregte, und zwar zu Recht, wie uns der 95jährige Richard versicherte, der so etwas in 44 Jahren in Valeria noch nicht erlebt habe. Eine wahrhaftig riesige Lederschildkröte (dermochelys coriacea, span. tortuga laúd) hatte sich in die "südlichen" Gefilde des argentinischen Atlantiks verirrt und war unter bisher ungeklärten Umständen gestrandet. Das Ding war mordsmäßig imposant, wie man an hand der Fotos vielleicht erahnen kann und hat noch den folgenden Tag das Interesse der Menschen auf sich gezogen, wenn auch schon ein wenig stinkend. Tags drauf ist die Schildkröte dann wohl mit einem Bagger entfernt worden, wie man den Spuren ansehen konnte. Leider haben wir in der argentinischen Presse bisher keinerlei weitere Informationen über den Fund und den Verbleib des Tieres finden können, und wer etwas über die Motive von Lederschildkröten weiß, die plötzlich tot am Strand liegen, möge uns bitte schreiben.



Zurück nach Cariló, das wie Valeria del Mar inmitten von Pinienwäldern liegt, die in den 1940er Jahren angelegt wurden, um die Wanderdünen still zu legen und das Seebad Pinamar - damals für die Reichen - errichten zu können. Pinamar hat sich dann mit der Zeit ausgebreitet und auch die Mittelschicht und Arbeiter angezogen und somit ist zunächst Valeria und dann Cariló entstanden, ein kleines verwunschenes Örtchen, das von sandigen Waldwegen durchzogen ist, an denen lauter Villen und Luxushotels zwischen den Pinien angelegt sind - und wo "die meisten Bewohner mehr Kleingeld in der Tasche haben als wir je Großgeld besessen haben", wie Marias Mutter (82) zu sagen pflegt, die wir in Valeria besucht haben. Und mitten in diesem Märchenwald stößt man auf ein kleines Zentrum von Geschäften, Restaurants und Boutiquen, die teilweise sehr witzige Formen annehmen oder in ihrer Erscheinung besonders an diesem Ort sehr skuril wirken wie zum Beispiel das Haus voller Gartenzwerge oder die Vertretung von Audi Cariló. Man kommt sich ein bischen wie in einem zu großen und zu schönen Center Parc vor, auf der Website von Cariló kann man vielleicht einen kleinen Eindruck gewinnen.

Nach einer Woche war der Spaß dann vorbei, weil im erzkatholischen Argentinien auf Ostermontag die Schule wieder beginnt! Gut, eigentlich gabs ja auch gar keine Ferien.