Mittwoch, 27. Juni 2007

Wale Wale Wale



Wale! Wir haben Wale gesehen! Dutzende! Genau genommen Glattwale, ganz genau Südkaper! Letztens war langes Wochenende, da der Feiertag Día de la Bandera (20. Juni, Tag der Fahne) auf Montag vorverlegt wurde, und da sind wir mal eben kurz zum Atlantik rüber, um uns diese phantastischen Tiere anzuschauen. Jedes Jahr kommen sie zwischen Mitte Juni und Dezember in die Buchten um die Halbinsel Península Valdés, um sich zu paaren oder ein Jahr später die Kälber zu gebähren. Zunächst waren wir skeptisch, ob sich die lange Fahrt lohnen würde, denn es waren zwar nur 600 Kilometer Luftlinie, aber schnell stellte sich heraus, dass knapp 1100 Kilometer (!) asphaltierte Landstraßen durch die patagonische Steppe vor uns lagen, wenn wir die Schotterpisten meiden wollten. Als wir die Wale dann direkt vor unserem Boot und darunter hindurch tauchend gesehen haben, waren wir sehr schnell überzeugt, dass sich jeder einzelne Kilometer gelohnt hatte.
Man darf wirklich keinem erzählen, dass wir für eineinhalb Tage mal eben so eine Strecke gefahren sind, aber das sind eben die Dimensionen hier. Die nächste "größere" Stadt El Bolsón (25.000 EW) liegt 120 Kilometer von Bariloche, die nächste Großstadt Neuquén (siehe auch Post vom 11. April) ist 450 Kilometer entfernt. Man muss dazu sagen, dass die Fahrt an sich schon ein tolles Erlebnis war, was die Bilder sicher besser rüberbringen als Worte. Auf den Bildern ist Jorge leider nicht zu sehen, ein junger Aushilfs-Gaucho, den wir mitten im Nichts des Chubut-Tals als Anhalter aufgesammelt und in seine Heimatstadt Trelew, einer von walisischen Einwanderern gegründeten Stadt, mitgenommen haben. Eigentlich ein Wunder, dass da überhaupt jemand an der Straße stand, denn Argentinien ist siebeneinhalb mal so groß wie Deutschland, hat aber gerade mal 39 Mio. Einwohner, davon leben 413.ooo in der Provinz Chubut auf einer Fläche, die zwei Dritteln Deutschlands entspricht. Da ergeben sich zwangsläufig ganz andere Entfernungen und eben ganz andere Bezüge zu diesen Entfernungen und zum Thema Reisen. Hier ist der Weg tatsächlich das Ziel. Man sieht natürlich auch viel mehr als auf irgendwelchen deutschen Autobahnen, die mit Bäumen, Büschen und Lärmschutzwänden bepflanzt sind. Hunderte Schafe, Pferde und Rinder waren hier und da verstreut, martinetas (Perlsteißhühner, die wir wegen ihres spanischen Namens "Martinsgänse" getauft haben), Guanakos (eine Art von Kamelen!) und Darwin-Nandus und die Felsenkulisse des Río Chubut hielten unseren Atem an - und wir unser Auto, damit wir Fotos machen konnten.

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