Bariloche. Seit Mittwoch haben wir doch glatt ein Auto in unserem Besitz, zwar keine camioneta, dafür aber eine schöne limusina. Am 30. April schrieb ich noch hoffnungsvoll, dass es mit dem Auto in ein paar Tagen wohl so weit sei (siehe Post). Seitdem sind weitere Tage voller Hoffnung, dann Frustration und schließlich Resignation vergangen; und zwischen dem ersten Anruf beim Verkäufer und dem Kauf und Überschreiben der Papiere gingen nun insgesamt drei Wochen ins Land. Dazwischen lagen unzählige Telefonate und trámites, was man am besten mit Behördengang oder Dienstweg übersetzen könnte und was hier genau so gut für Erledigungen bei der Bank, der Stromgesellsschaft, der Post oder eben für einen Autokauf gesagt wird.
Das trámite "Autokauf in Bariloche" hier in kurzen Auszügen: Zunächst haben wir das Auto in einer Werkstatt checken lassen, aber wir kennen natürlich keine vertrauenswürdige Werkstatt hier, also musste die gute Fee Renate (Sekretärin des Schulvereins) mal wieder mit Adressen und Telefonaten aushelfen. Dann musste mit dem Verkäufer bzw. beim Registro Seccional de la Propiedad del Automotor (Straßenverkehrsamt) geklärt werden, ob die Papiere des Autos alle in Ordnung sind (papeles al día), denn das ist hier nicht selbstvertständlich, da steht in der Verkaufsanzeige auch schon mal sin papeles und das Auto fährt nicht nur schwarz durch die Gegend, sondern wird auch so verkauft. (Die Anzeigen im ABC werden hier übrigens gerne mal auf das Nötigste beschränkt, wie zum Beispiel "Clio `98 diesel Tel ...", siehe Anzeigen.) Das Okay kostete 29 Peso und verhieß Gutes, es verhieß jedoch noch lange nicht, dass wir das Auto auch einfach so kaufen können, schließlich sind wir Ausländer. Mit der Deutschen Botschaft in Buenos Aires mussten wir also klären, ob wir das Auto als Ausländer kaufen dürfen. Regina vom hiesigen Deutschen Konsulat wusste es nicht, meinte aber, dass mañana (morgen) zufällig eine Mitarbeiterin der Botschaft zur Sprechstunde käme, was für ein Glück. Die Botschaftsmitarbeiterin meinte, wir müssten den Autokauf vorher beim argentinischen Außenministerium genehmigen lassen, damit wir nachher mit den grünen Diplomatenkennzeichen fahren könnten, das würde etwa zwei Wochen dauern. Zwei Wochen! Auf meine Nachfrage, ob wir das Auto denn nicht mit den argentinischen schwarzen Kennzeichen kaufen und fahren könnten, sagte sie uns, das müssten wir mit den zuständigen argentinischen Behörden hier vor Ort klären. Also wieder zum Registro ... und siehe da, no hay problema. Toll. Auto in Ordnung, Papiere in Ordnung, kaufen dürfen wir auch - und der Verfkäufer will auch immer noch verkaufen. Das nächste Problem war jedoch, wie der Verkäufer an seine paar tausend Dollar kommen würde, denn für eine Auslandsüberweisung auf sein Konto brauchten wir ja SWIFT- und IBAN-Code. Bis wir ihm das mit Hilfe unserer netten Freundin Gaby, einer Österreicherin, die seit ein paar Jahren in Argentinien lebt und für uns dolmetscht, erklärt hatten und er die Infos von seiner Bank besorgt hatte, vergingen wieder ein paar Telefonate und mehrere Tage. Er hatte die Daten dann zwar beim nächsten Treffen dabei, wollte aber keine Banküberweisung mehr, weil er das Auslandsgeld dann versteuern müsse und monatlich nur über Peso im Wert von 5.000 US-Dollar verfügen könne. Also Cash. Aber Western Union will dafür etwa 180 Euro Gebühren, außerdem müsste jemand das Geld bar in Deutschland einzahlen. Dann also doch eine Auslandsüberweisung, dachten wir, aber eben auf mein eigenes argentinisches Gehaltskonto bei der Banco Francés mit dem Verwendungszweck der "familiären Unterstützung", so der heiße Tipp von Gaby. Die Bank teilte uns dann mit, dass Geld aus dem Ausland mit dem Verwendungszweck der "familiären Unterstützung" nur bis zu 5.000 Dollar transferiert werden könne und das Geld de facto nicht von meinem eigenen Konto in Deutschland kommen dürfe. Die Lösung: Birgit als Kontoinhaberin unseres gemeinsamen Kontos gibt den Überweisunsauftrag und unterstützt mich armen Hund hier in Argentinien. (Für weitere Unterstützungen gebe ich gerne per Mail die Bankverbindung bekannt ;-) Bueno. Für die Auslandsüberweisung hat unsere Bank in Deutschland - mit der ich bisher eigentlich zufrieden war - trotz Eilauftrag dann mal eben vier Werktage gebraucht, die argentinische Bank hat mit dem Geld ebenfalls noch vier Tage jongliert und erst auf Nachfrage dank Renate den Eingang bestätigt! Ich füllte dort ein Formular aus und sollte das Geld am nächsten Tag bekommen, also schnell den Verkäufer angerufen und einen Termin für mañana gemacht. Leider fiel der Bank danach erst auf, dass sowohl Birgit als auch ich als Absender auf der Überweisung auftauchten und rief bei uns an. Ich also am nächsten Tag wieder zur Bank, wo man mir nun mitteilte, dass es mit der "familiären Unterstützung" so nicht ginge, man könne aber ein neues Formular ausfüllen, denn ich könne mir ja aus dem Ausland sin límite (unbegrenzt) Geld auf mein eigenes Konto schicken, ich könne la plata mañana abholen!! Warum um alles in der Welt sagt uns der Kerl das nicht schon in der Woche zuvor?! Statt dessen haben wir den Rest de la moneda tagtäglich mit der Kreditkarte gezogen, da wir am Automaten immerhin 1000 Peso am Tag bekommen. Wären wir gleich vom ersten Tag an zum Automaten gegangen, hätten wir los dineros schon längst zusammen gehabt und wenigstens einiges an Bankgebühren gespart. Denn nach dem Kauf mussten wir beim Registro Seccional de la Propiedad del Automotor ja die Papiere umschreiben lassen. Wir füllten wieder fichas (Formulare) aus und mussten dann mit dem ficha cero ocho (Formular 08) zu ANSES (Administración Nacional de la Seguridad Social), um das Ganze prüfen und stempeln zu lassen. Ich habe mittlerweile selbst nicht mehr verstanden, warum. Mit diesem Wisch mussten wir dann bei einer Bank 1 % del valor (des Kaufswertes laut Liste) für Sellado Fiscal bezahlen, was wörtlich übersetzt so viel heißt wie Stempelungssteuer, insgesamt 146 Peso. Als wir dann zum Registro zurück fuhren, bekamen wir schlussendlich den Fahrzeugbrief und alle weiteren Unterlagen ausgehändigt - und mussten noch mal 184 Peso an Gebühren bezahlen. Wenigstens brauchten wir keine neuen Nummernschilder bezahlen, denn die Autos behalten hier immer das selbe Kennzeichen. Wenn man das alles zusammen aber mal umrechnet, kostet die Zulassung mehr als in Deutschland (rund 90 Euro!), dem Bürokratieland Nummer eins, das muss man sich mal vorstellen. An Bankgebühren kamen noch über 37 Euro auf deutscher Seite und etwa 60 Euro dazu, weil die Banco Francés in einem unverschämt schlechten Kurs umgerechnet hat. Mir soll`s egal sein, wir haben jetzt endlich ein Auto und mañana fahre ich wieder `ne Runde.
(Wen`s interessiert: Es ist ein Nissan Maxima 3.0 V6 von 1992, US-Import, 1994 zugelassen. Und unter uns: die 170 Pferdchen galoppieren gut!)
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