Montag, 30. April 2007

El sueño de una camioneta - Teil I

Der Traum von einer camioneta!
Drei Monate ohne Auto ist in Bariloche gar kein Problem. Die Stadt ist zu Fuß gut zu durchlaufen, hat dazu ein funktionierendes System von öffentlichen Bussen (collectivos) - wenn auch ohne Fahrplan -, und zwei mal die Woche fahren sogar noch Züge, die hier allerdings sehr unbeliebt sind, Richtung Osten bis nach Viedma am Atlantik. Weite Entfernungen werden in Argentinien mit dem super komfortablen micro (Überlandbus) zurück gelegt, in den Klassen coche cama und super cama kann man den Sitz nahezu waagerecht einstellen und ziemlich gut schlafen, wenn man berücksichtigt, dass man in einem Bus unterwegs ist (siehe z. B. Via Bariloche unter "Servicio"). Dazu wird man je nach Fahrtzeiten mit Frühstück, Mittagsmahlzeit und Abendessen versorgt, und das zu (für unsere Verhältnisse!) guten Preisen, unsere 17-stündige Fahrt nach Pinamar und zurück hat zum Beispiel 85 Euro p. P. gekostet.

Wenn man allerdings mal in die nähere Umgebung von Bariloche raus möchte, kommt man ohne Auto nicht weit. Bariloche wächst seit Jahren in alle geographisch möglichen Himmelsrichtungen, die Einwohnerzahl steigt stetig und der Verkehr nimmt immer mehr zu. Ein Auto zu kaufen sollte also eigentlich kein Problem sein, von den sprachlich bedingten Nachteilen bei den Verhandlungen mal abgesehen. Das Straßenbild ist von Fahrzeugen aller Art und aller Jahrgänge geprägt: Vom '69er Ford Falcon über den '81er Dodge RAM 150 Truck, die nicht mehr datierbare Ente (siehe Fotoalbum), den aufpolierten '70er Chevy Camaro (Foto oben) bis zum neuesten VW Fox gibt es alle Modelle. Am meisten sieht man aber camionetas fahren (el camion - der Lastwagen, la camioneta - das Lastwägelchen, also ein Pickup, Truck oder Geländewagen), Bariloche scheint die Stadt mit der höchsten Geländewagendichte zu sein. Statistisch gesehen muss jeder Barilochenser mindestens eine camioneta besitzen, denn jedes zweite Auto ist eine camioneta, und da es noch jede Menge andere Autos gibt, kommen auf jeden Einwohner wohl mindestens zwei Autos... Die Autos gibt es in allen technischen Beschaffenheiten! Eine Art TÜV soll es wohl geben, der kontrolliert aber nicht, folglich kommen die Autos von neu bis schrottreif daher. Für einen Autofreak wie mich, der ab der ersten Ausgabe 1986 sein Taschengeld für die "Auto-Bild" ausgegeben hat (damals kurze Zeit für 50 Pfennig Erstausgabepreis!), ist das natürlich ein Schlaraffenland, für meine Lungen und die der Natur sicher nicht. Es fahren wirklich die letzten Karren hier rum und verpesten die Umwelt, auf den Hauptverkehrsstraßen stinkt es zum Himmel. In den Nebenstraßen merkt man davon zum Glück nicht mehr viel.

Ein weiteres Übel daran ist, dass wegen der fehlenden TÜV-Kontrolle jedes noch so alte Auto wieder verkauft werden kann, solange es noch fährt, denn irgendwer findet sich immer, der ein altes Auto braucht. Noch dazu werden die alten Autos in der Versicherung und der Steuer immer günstiger, getreu dem Motto, wer sich ein neues Auto leisten kann, der kann sich auch Versicherung und Steuer leisten. Dadurch steigen die Gebrauchtwagenpreise ins Unermeßliche, ein uralter Fiat 600 etwa kostet noch 3000 Peso (rund 750 Euro, Foto oben, zum Vergrößern anklicken), ein 1993er VW Senda (etwa ein VW Jetta) 11.000 Peso (knapp 3000 Euro) oder ein 1982er Isuzu K8 4x4 Pickup 16.000 Peso (4000 Euro, Foto unten, die Flasche auf dem Dach zeigt den Verkauf des Wagens an! zum Vergrößern anklicken). Außerdem varriieren die Preise für das gleiche Modell je nach Zustand und Baujahr um einige Tausend Peso, so kann ein guter Chevrolet Corsa (alle Opel fahren hier als Chevrolet) von 1996 um 6000 Peso teurer sein als ein schlechter von 2003! Für manche coche (Auto) müsste man bei uns drauf zahlen, damit sie ein Schrotthändler nimmt ... Da mussten wir natürlich erst mal kräftig schlucken, denn das ganze hat unsere Vorstellungen von einem günstigen Gebrauchtwagen natürlich herrlich durcheinander gewirbelt. Meinen Traum, gerade hier auf den Schotterpisten, wo lediglich die Hauptverkehrsstraßen und ein paar Straßen im Zentrum asphaltiert sind, einen Pickup oder Geländewagen fahren und mit Birgits Gewissen vereinbaren zu können, habe ich ganz schnell ausgeträumt, denn eine camioneta ist im Vergleich zu anderen Gebrauchtwagen sozusagen dreifach überzeichnet. Ein 2003er Toyota Hilux 4x4 würde zwar "nur" 72.000 Peso (18.000 Euro) kosten, die wir nicht haben, ein 1990er Isuzu Pickup doble cabina aber immer noch 47.000 Peso (knapp 12.000 Euro), die wir auch nicht haben. Wenn alles klappt, werden wir in ein paar Tagen in den Besitz eines 1994er Nissan Maxima kommen, der zwar doppelt so viel kostet wie bei uns (19.000 Peso, rund 4.500 Euro), den wir aber in zwei, drei Jahren mit ein bisschen Glück für kaum weniger wieder verkaufen können, wenn die Preise weiter so steigen. Fortsetzung folgt.

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