Sonntag, 27. Mai 2007

Sprachbarrieren und Sprachblüten

Ich stehe am Postschalter, um ein Paket nach Deutschland aufzugeben. Der nette Herr von der Post reicht mir ein Formular und erzählt mir etwas, wovon ich nur verstehe „nombre“ (Namen), „esta cosa“ (diese Sache) und „contenido“ (was ich für mich als „zufrieden“ übersetze). Also entnehme ich daraus, dass ich einen Namen angeben soll, an wen die Bestätigung nach erfolgreicher (zufriedener) Sendung geschickt werden soll. Ich deute auf meinen Absender und sage „Yo!“ (in argentinischem Spanisch gesprochen: „Scho“), also „Ich“. Der Herr schaut mich komisch an und fragt zögerlich: „…colate???“. ´Häää?!´ Ich sage wieder: „Yo!“ (Scho), „Ich“ und zeige mit dem Finger auf mich, ´die Bestätigung soll ja an mich gehen´. Er fragt wieder nach einigem Stutzen „…colate???“ und nickt lächelnd! Ich schüttele den Kopf und sage: „No, no! ... Yo !!!“, (scho), woraufhin er wieder nachfragt: „…colate??“ Erst jetzt entscheide ich mich zuzugeben, dass ich vielleicht etwas falsch verstanden haben könnte, sage etwas schüchtern und leise: “Perdon, no entiendo”. Nach einer geduldigen und langsamen Erklärung geht mir ein Licht auf, jetzt verstehe ich es! Wie unangenehm! Es geht natürlich nicht um die Angabe meines Namens für die Bestätigung, sondern um eine Auflistung der Dinge (cosas), die in dem Paket verschickt werden! Der Mann hatte sich auf „Yo“ (ich) natürlich keinen Reim machen können, da ich ja schwerlich in die Kiste passe, und daher angenommen, ich wolle cho-colate (sprich „Schokolate“) sagen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch lustige Dinge, die nicht auf unser Konto gehen, sondern Verdreher von den deutschstämmigen Argentiniern in Deutsch:
  • „Meine Schwiegermutter klagt immer über Schmerzen, ich glaube, sie will immer nur beleidigt werden.“
  • „Ich muss heute noch zur Bank, meine Kreditkarte renovieren lassen.“
  • „Das hat ja heute vielleicht geregnet. Ich war quatschnass.“
Sprachblüten aus dem Deutschunterricht:
  • „Ich finde die TV-Serien ein wischen langweilig sind. Es ist unglaublich wie die Leute viele TV-Serien sehen. Man sollte nur ein oder zwei Serien pro Tag sehen, ich denke das es ist gut, aber mehr ist schädlich." (Aufsatzkommentar, Schülerin, 12. Klasse)
  • Aus dem Reisebericht einer Schülerin (17): "Meine Familie hat nur Bio Essen gegessen, nur ökologisches Essen, Gemüse und Obst. Das Essen war sehr komisch, aber lecker. Wir haben um 18 Uhr zu Abend gegessen, in Argentinien esse ich um 22 Uhr, am Anfang war das sehr schwer für mich. Und meine Gastschwestern und meine Mutter essen kein Fleisch, ich habe nur zwei mal Fleisch gegessen. Ich habe es vermisst."
  • "In Argentinien ist der Unterricht wie ein Kaos, die Schüler schreien und nur manchmal machen sie Hausaufgaben. Und dann haben die Jugendlichen normalerweise schlechte Noten." (Aufsatzkommentar, Schülerin, 12. Klasse)
  • Schüler (16): "Ich früher gut deutsch sprechen, wenn ich klein. Weil mein Oma und Opa mit mir deutsch sprechen."

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