Durch meine mannigfaltigen Irrfahrten durch die Stadt Bariloche kann ich eigentlich sagen, dass ich die Stadt mittlerweile recht gut kenne. In Bariloche gibt es zwei Sorten von Straßen: Die, die parallel zum See und Hang verlaufen und somit eben sind und schließlich solche, die vom See bergauf führen. Zusammen bilden sie ein einfaches Schachbrettmuster, was es einem unmöglich macht, sich wirklich zu verlaufen. Das Zentrum der Stadt bilden zwei zum See parallel verlaufende Straßen, die Bartolomé Mitre und die Moreno, drum herum ist auch noch viel Trubel, so zum Beispiel in der Elflein oder der Onelli. Meist heißen die Straßen nach irgendwelchen berühmten Leuten, die sich für das Land oder die Leute eingesetzt haben, sei es für die Gringos (die Immigranten oder Unterdrücker) oder die Ureinwohner (die Indianer, Maputsche, Tehuelche u.v.a. oder Unterdrückte). Meistens gibt es zweispurige Einbahnstraßen, selten findet man Straßen mit Gegenverkehr und wenn, dann nur außerhalb der Stadt. Das war zu Anfang doch recht gewöhnungsbedürftig. Die Straßen mit Steigung sind mit Vorsicht zu genießen, denn hier wechseln sich Steigungen von 20 % mit Stufen und Treppenabschnitten ab. Der Mensch ist noch auf seinen Sehapparat angewiesen, denn schaut man nicht genau hin, stolpert man den Berg hinauf oder herunter. Besorgt frage ich mich allerdings, wie das ganze im bald herrschenden Winter sein wird, da ich jetzt schon nicht in der Lage bin, sicher nach unten zu kommen.
Fußgängerampeln gibt es nicht, denn Rechte haben die Fußgänger eh keine, Autos haben immer Vorfahrt, und man orientiert sich an den Ampeln für die Autos. Eine grüne Ampel bedeutet aber noch lange nicht, dass man die Straße gefahrlos kreuzen kann... Die Ampeln stehen hier übrigens nicht direkt an der Straßenseite, an der ein Auto halten muss, sondern gegenüber, also erst hinter der Kreuzung. Erstaunlich finde ich, dass an roten Ampeln nahezu jeder hält, werden doch im Gegensatz dazu die anderen Verkehrsregeln, die da angeblich gelten sollen, ignoriert. Vorfahrt hat der, der mutig ist, am lautesten hupen kann oder gut beschleunigen kann! Das Ambiente der Stadt könnte um einiges schöner sein, würde man nicht sekündlich ein Auto hupen, bremsen oder aufheulen hören. Hinzu kommt, dass die Stadt mittlerweile dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen ist, und es wird aufgrund der hohen Zuwanderung immer mehr!
Im Zentrum der Stadt wechseln sich eigentlich folgende Geschäfte miteinander ab: An erster Stelle stehen die Schokoladen- und Pralinenläden, ein Mitbringsel der Schweizer Einwanderer, sehr lecker und eine ständige Gefahr für mich und meine Figur! Dann Souvenirshops, Autovermietungen, Fotogeschäfte, Kioske, locutorios (Allround-Mediotheken), Sprachschulen und Tourismusbüros für die Millionen von Touristen. Damit die Touristen auch satt werden, gibts eine Fülle von Cafés und Restaurants, bei denen eine gewisse Variabilität ausbleibt, denn meist gibt es Pasta oder carne (Fleisch), meist in einer Parilla (Grillrestaurant). Weitaus weniger findet man Boutiquen für Kleidung, Buchläden, Musik- oder Elektrofachgeschäfte. Große Kaufhäuser oder Supermärkte, wie bei uns Galeria Kaufhof, C&A, Saturn oder Real gibt es hier nicht (gleichwohl aber in Buenos Aires). Lebensmittel kauft man im La Anonima, dem argentinischen Pendant zu Aldi, dann gibt es noch den Todo, etwas teurer, und den Norte, etwas größer. Bei Lebensmitteln muss man eigentlich auf nichts verzichten, außer dass die Nutella hier unverschämt teuer ist, im Gegensatz dazu Fleisch super billig! Ganz praktisch finde ich, dass man einen Großteil seiner Nebenkosten für Haus und Wohnung bei den hiesigen Supermärkten begleichen kann. So liegt dann hin und wieder zwischen Konserven, Obst und Nutella auch die Telefon-, Gas oder Stromrechnung auf dem Kassenband.
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