Montag, 14. Januar 2008

...da haben wir doch etwas Wichtiges vergessen

Inzwischen sind wir weiter gereist. Ein kurzer Stopp in "La Plata", der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires, erlaubt uns den Anblick der Kathedrale "Inmaculada Concepción". Für eine argentininsche Kirche sieht sie etwas ungewöhnlich aus, fast denkt man irgendwo in Europa zu stehen. Nach Vorbildern aus Deutschland (Kölner Dom) und Frankreich (Notre Dame, Notre Dame d'Amiens) wurde sie 1885 erbaut und gilt als eine der größten Kirchen Südamerikas. Mit ihren 111 m hohen Kirchtürmen erlangt sie jedoch nur Platz 40 in der Weltrangliste der höchsten Kirchen. (Preisfrage: Welche Kirchtürme belegen die ersten drei Plätze?)

Am nächsten Tag beglückt der in diesem Jahr erste Anblick des Meeres unser beider Gemüt. Das für uns reservierte Zimmer in einer Hostería in Valeria del Mar können wir erst in fünf Tagen beziehen. Das stört uns jedoch nicht im Geringsten, in der Gewissheit, in Besitz eines Zeltes zu sein. Der Kofferraum unseres Autos ist beinahe so geräumig wie ein Haus, sodass wir uns schnell daran machen die Räume sinnvoll aufzuteilen.

So treffen wir gegen 22.00 am Campingplatz unserer Wahl, "Monte Bubi", in der Nähe von Villa Gesell ein und freuen uns auf unser zu Hause für die nächsten fünf Tage. Um so entsetzter sind wir beim Anblick des Inhalts der Zelttasche: Heringe en masse, alle 3 Zeltstangen und ein wunderbar großes Außenzelt... Nada más! Es fehlt das Innenzelt, das wahrscheinlich noch in Deutschland liegt. Ohne das ist der Rest nutzlos. Auf die Frage, wie lange der Supermarkt geöffnet sei und ob man dort auch Zelte bekommen könne, reagiert das Personal etwas irritiert. Schnell ist jedoch unsere Not erklärt und hilfsbereit, wie man unter Campern ist, bekommen wir als Provisorium für die kommende Nacht ein superkleines Zelt, wahrscheinlich kleiner als der Grundriss eines französischen Bettes. Damit Sturm und Regen nicht noch ihr Übriges tun können, um uns um diese Nacht zu bringen, spannen wir dass "deutsche" Außenzelt als Schutz darüber... Gerade im Moment voller Aktivität kommt unser "Nachbar" vorbei und fragt: "¿Ya saben cómo?", frei übersetzt: "Ihr wisst schon, wie man ein Zelt aufbaut, oder?" Zu Recht. Denn das Ding, in dem wir schlafen werden, gleicht weniger einem Zelt, als eher einer Schildkröte, der man einen viel zu großen Panzer aufgesetzt hat. Nach der Erläuterung der Lage scheint das Eis zu unseren Nachbarn gebrochen. Man bietet uns an, im Falle eines Wetterumschwungs Unterschlupf in ihrem Vorzelt zu finden, und so beginnt ein schier endloser Monolog über das Camperdasein in Argentinien mit einigen längeren Abstechern in die Politik des Landes, das Wetter und die Geografie. Während der Ansprache wächst in mir die Verzweiflung so sehr, dass ich fast heulen möchte, so groß ist die Hoffungslosigkeit, je wieder aus den Händen dieses von Sprechdurchfall geplagten Mannes zu kommen. Dennoch gelingt uns das scheinbar Unmögliche zu später Stunde, sodass wir endlich und vollkommen erschlagen in unseren Kokon schlüpfen, um uns am nächsten Morgen einigermaßen erholt ein neues Zuhause zu kaufen. Siehe da!

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