Mittwoch, 25. März 2009

Abrechnung mit Argentinien... oder mit Deutschland?

Zwei Jahre Auslandsjob. Wunderbar. Man geht mit vielen Erwartungen und leichtem Gepäck und kehrt zurück mit Sack und Pack, der Rucksack voll mit handfesten Souveniers, menschlichen Erfahrungen und tausenden Erinnerungen. Ach, was haben wir erlebt, die Fotos kriegen wir über Jahre nicht sortiert! Kaum in Deutschland aus dem Flugzeug raus, verliert der Rucksack jedoch an Gewicht, Argentinien scheint plötzlich so weit weg, nicht nur geographisch. Jetlag? Migräne? Liegt es an der Höhe, dem Luftdruck, der Klimaumstellung? Das zarte Rindfleisch verdunstet zum Wunschtraum, die argentinischen Naturschönheiten verschwinden im niederrheinischen Dauergrau, das letzte asado ewig her. Wie lange waren wir weg, wo waren wir grad eben noch? Kann doch nicht sein, die ganzen zwei Jahre schmelzen zu einem Klumpen verschwommener Erinnerungen zusammen, kaum klebriger als der letzte Urlaub, der vom Alltag gefressen wurde.

Zwei Jahre ist, je nach Perspektive, keine lange Zeit, vielleicht hätten wir länger bleiben müssen, sechs Jahre wären möglich gewesen..., wenn Frau Sommer die Altersgrenze zur Anstellung von Lehrern (sprich Verbeamtung) in NRW endlich mal über 35 Jahre erhöhen würde. Dann könnte man übrigens auch die Abwanderung der Lehrer (WDR.de) in andere Bundesländer und die aggressive Abwerbung durch andere Bundesländer verhindern. Die liebgewonnenen Freunde in Argentinien, die uns nachts um Zwei (!) mit Haus und Hof zum Flughafen gebracht haben, stehen natürlich auch zum Empfang in Deutschland bereit, sie haben sich kaum verändert, sind die alten Freunde geblieben. Facebook, Mail und Skype machen's heutzutage möglich, dass wir uns gleich wieder vertraut fühlen, sowieso hat sich kaum was verändert. Die Erde grün, der Himmel grau, bei der Passkontrolle füllen wir keine Formulare aus und kriegen nicht mal einen Stempel - zwischen Argentinien und Chile gab's derer gleich vier. Autobahn gleich, Aldi gleich, Alles gleich.

Bei der Begrüßung merken wir's dann doch. Der eine weiß nicht, ob er ein Begrüßungsküsschen wagen soll, der andere hat sich schon entschieden, weiß aber nicht, welche Seite zuerst. Da wollen sogar manche die Mischung aus Handgeben mit der Rechten und Umarmung mit der Linken... also deutscher geht's ja gar nicht: gewollt und nicht gekonnt. Dabei war es doch so einfach, ein beso immer auf die rechte Wange, Frauen immer untereinander und mit Männern, Männer unter sich erst nach dem Kennenlernen. Eine gute Sache, sehr herzlich und schon nach kurzer Zeit automatisiert. Kaum zuhause, hilft der mitgebrachte mate, sich an die vertrauten Rituale zu erinnern. Der schmeckt hier keinen Freunden, nicht mal Grünen-Tee-Trinkern, weil er so furchtbar bitter sei, viele probieren erst gar nicht. Und das Rindfleisch ist auch beim besten Fleischer nur halb so gut, und Grillen können die hier ja gar nicht. Und dann hab' ich mich auch gefragt, ob das Land schon immer so voll war, überall voller Menschen und selbst auf dem Land fahren überall Autos rum... Vielleicht ist ja doch mehr geblieben, im Rucksack, als ich dachte.

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