Heute gab`s also asado. Das ist nicht nur irgendein Stück Fleisch (ein wirklich ellenlanges Stück Rippensteak), „es ist ein Ritual, das am Wochenende von dem meisten Familien praktiziert wird … Gegrillt wird nicht wie in Europa auf Holzkohle, stattdessen wird hartes Holz verbrannt, die dabei entstandene Glut unter ein Rost gezogen, und darauf wird gegrillt. Ein Asado besteht aus einer bestimmten Folge von verschiedenen Würsten und Fleischstücken, das Essen dauert mindestens drei Stunden, und die Kunst des Asadors besteht darin, das richtige Stück Fleisch oder Wurst zum richtigen Zeitpunkt richtig gegart zu haben.“, sagt jedenfalls der Reiseführer*. Das Ganze sei im Buch „El asador“ wunderbar auf die Schippe genommen, sagt Ernst und schmunzelt – und serviert auf der Glut harten Holzes gegrilltes, mit Kräutern gewürztes, bestes patagonisches Lamm. Traumhaft köstlich! Weil wir hier seit unserer Ankunft fast nur mit Deutsch-Argentiniern zu tun haben, die eben teilweise noch recht deutsch sind und nicht jede Woche asado machen, mussten wir eben vier Wochen auf unser erstes (kleines) asadito warten. Das ist allerdings auch gar nicht weiter tragisch, denn jedes Wochenende könnte ich so viel chorizos (gewürzte Bratmettsalamiwürste), pollos (Hühnchen), asados de tira (Rippensteak) und corderos patagónicos (Lamm) gar nicht essen. Die nächsten zwei Wochen reichen mir Wasser und Brot! Zum Glück sind wir nicht mehr zu den morcillas (Blutwurst) gekommen, denn die sind ebenso wenig nach meinem Geschmack wie manch anderes, was Argentinier so auf den Grill schmeißen: chinchulines (Därme nur mit Milch genährter Rinder), riñones (Niere) und andere Innereien. Zum Glück ist Ernst so deutsch, dass er das Zeug gar nicht erst gekauft hat. Morgen wollen wir per pedes Bariloches Hausberg, den Cerro Otto (1405m), erklimmen, um endlich mal einen Panoramablick über die Stadt werfen zu können. Da bleiben dann sicher schon ein paar Gramm chorizo auf der Strecke.
Grin|go [ˈgriŋgo], der; -s, -s [span.]: früher im span. Lateinamerika abwertend für Nichtromane, bes. Angelsachse (wahrscheinl. zu span. griego = "griechisch", übertr. auch "unverständlich, fremd"; "Esto es griego para mí."); heute Fremder in Südamerika, der eine nichtromanische Sprache spricht, in Argentinien allgemein für Immigranten, besonders aus Nordamerika, aber nicht aus Spanien, normalerweise nicht mehr als abwertend zu verstehen
Samstag, 3. März 2007
"El asador" oder wie werde ich Grillweltmeister
Bariloche. Heute haben wir unser erstes asado. Die Sonne schickt warme 25 Grad vom strahlend blauen Himmel in den schattigen Garten. Perfekt. Siegrid, die Tochter unserer Vermieter Maria und Ernst, ist mit ihren Söhnen und ihrem Freund aus Valdivia (Chile) rüber gekommen, um ihre Eltern noch einmal zu besuchen, die eigentlich schon längst in Ägypten sein sollten. Aber Ernsts Projekt verzögert sich und die Abreise verschiebt sich Woche für Woche. Die beiden hoffen, Ende März endlich fliegen zu können. Die letzten zwei Wochen haben wir zu viert in ihrem großen Haus gelebt, alle nur mit Reisegepäck. Ihre Habseligkeiten sind schon verpackt und verstaut, unsere Kartons stehen noch in Bremen, weil das Schiff erst am 6. März ablegt. Ankunft frühestens April, das musste ja so kommen. Wir wissen noch gar nicht, was wir demnächst ohne die beiden machen sollen, Maria und Ernst nennen uns chicos und wir hätten fast Mama und Papa zu ihnen gesagt ... Vor zwei Tagen sind sie allerdings in ein Appartement gezogen. Da wir jetzt ab März offiziell Miete zahlen würden, sei das nur konsequent und völlig in Ordnung so, beteuern sie und dulden darüber auch keine Diskussion. Es ist schon eine komische Situation, die Eigentümer des Hauses zwei Straßen weiter in einem Ein-Zimmer-Appartement zu wissen, während hier zwei Gästezimmer mit eigenem Bad leer stehen. Sie haben uns das Haus übrigens für zwei Jahre vermietet, obwohl sie voraussichtlich nur ein Jahr in Ägypten bleiben … Abgesehen von diesem abstrusen Gedanken ist es ein gutes Gefühl, bereits nach so kurzer Zeit ein Heim beziehen zu können, um möglichst schnell Fuß zu fassen. Nach den ganzen Vorbereitungen und dem Umzugsstress ist ein gutes Buch im sonnigen Garten einfach nur Balsam für die Seele (Hape Kerkelings Reise auf dem Jakobsweg kann ich übrigens wärmstens empfehlen).