Montag, 16. Juni 2008

Si todo va bien ...

... sagt man hier in Argentinien, wenn alles gut geht, da es schon mal leicht zu Unregelmäßigkeiten kommt. Oder: Si dios quiere, so Gott will ... kann man zum Beispiel die 2700 Kilometer von Asunción nach Bariloche in knapp drei Tagen schaffen - und zwar per Flugzeug! Unglaublich, aber wahr! Die Paraguayisch-Argentinische Deutschlehrertagung hatte mich in die Hauptstadt Paraguays geführt. Auf dem Hinweg gings per Flieger nach Buenos Aires und dann 23 Stunden per Bus nach Asunción, was eigentlich auch nur 16 Stunden dauern sollte. Aber die erneuten Protestaktionen der Bauernverbände - Straßenblockaden der wichtigsten rutas in den landwirtschaftlich bedeutenden Provinzen - sorgten bereits für 6 Stunden Verspätung.

Während der Woche hatte sich der seit März schwelende Konflikt zwischen Bauern und Regierung erneut zugespitzt, das Argentinische Tageblatt berichtete bereits von Rationalisierungen der Lebensmittel in den Supermärkten. Auslöser sind die im März beschlossenen massiven Erhöhungen der Exportsteuern, beispielsweise auf Soja, eines der wichtigsten Exportgüter. Weiter heißt es in der Ausgabe vom 7.6.2008:
"'Bis die Bauern und die Regierung den Dialog nicht wieder aufnehmen und wir nicht wieder arbeiten können, werden wir die Straßen blockieren.' Dies teilten die Lastwagenfahrer verschiedener Transportunternehmen von Getreide mit. 'Wir werden die Sperren nicht wie die Bauern aufheben, um zu verhandeln. Wir heben sie erst dann auf, wenn das Problem gelöst ist.' Klare Worte. Das ist eine überraschende Wende im seit rund drei Monaten andauernden Konflikt. Ein neuer Sektor protestiert – und verschärft die Krise." (AT Nr. 31.670)
Die Bauern kämpfen gegen die Regierung, die Spediteure protestieren gegen die Bauern, da sie durch deren Streik keine Aufträge mehr bekommen.
"Jeder beschuldigt den Anderen: Die Landwirte machen die Regierung für ihre Unfähigkeit zum Dialog dafür verantwortlich, dass die Transportfahrer nun ebenfalls protestieren. Der Innenminister Florencio Randazzo nannte die Bauern 'autoritär und intolerant'. Und jetzt hat sich zudem die Kirche zu Wort gemeldet. Die Bischöfe versammelten sich am Donnerstag zu einer außerordentlichen Sitzung und teilten darauf in einer Pressekonferenz ihre Angst um den Landesfrieden mit. Die Bischöfe baten dringend darum, dass die Regierung 'Größe zeige' und einen Dialog mit den Bauern führe." (AT Nr. 31.670)
Zu allem Überfluss hatte die Regierung die Situation auch noch mit der kurzzeitigen Verhaftung eines Streikführers verschärft, viele Leute in Buenos Aires machten ihrem Unmut vor dem Regierungspalast casa rosada lauthals Luft. Zum Wochenende hin kam es dann zu ausgedehnten Protesten und Blockaden der wichtigsten Verkehrswege in den Provinzen Entre Rios, Corrientes, Santa Fe, im Chaco und in der Pampa. Die Ereignisse hatten natürlich direkte Auswirkungen auf unsere Rückreise am Samstag, der erste Start unseres Busses endete bereits nach zwei Stunden an der Grenze nach Argentinien, weiterfahren sinnlos. Wir wurden nach Asunción zurück gefahren und kurzfristig in einem Hotel untergebracht, um der Dinge zu harren, die da kommen würden. Meine meist argentinischen Mitfahrer nahmen's mit südamerikanischer Gelassenheit und freuten sich auf eine ruhige Nacht. Si todo va bien ... können wir morgen (sonntags) weiterfahren, die meisten Kollegen würden ohnehin noch rechtzeitig zum Schulbeginn in Buenos Aires eintreffen, da am Montag Feiertag war, nur ich hatte leider ein Rückflugticket von Buenos Aires nach Bariloche im Gepäck, für Sonntagnachmittag!

LAN Argentina strich dann zwar einfach mal fünf Flüge auf zwei zusammen und verschob meinen Flug auf Montagmorgen 7.20 Uhr, aber auch dieses Zeitpolster würde nicht ausreichen. Also griff ich notgedrungen ins Portemonnaie und flog gestern, am Sonntag, mit TAM von Asunción nach Buenos Aires, der Spaß kostete mich 300 USD. Damit war aber erst ein Teil des Problems gelöst, denn die für sonntags waren alle Flüge nach Bariloche cancelado, gestrichen worden, wahrscheinlich wegen des Vulkanstaubs (siehe Chile lässt Dampf ab). Heute morgen - bereits den Boarding Pass in der Hand - bekam ich am Gate (!) die Info, dass erst um 7.20 Uhr entschieden würde, ob sie fliegen könnten oder eben nicht. Aha. Argentinien eben. Aber dios me queria volar und ich flog mit etwas Verspätung tatsächlich heim nach Bariloche. Todo va bien.

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