Gestern war wieder Männerabend angesagt. Rund ein Dutzend Männer aus dem Umfeld der Hobbymannschaft der Schule trafen sich in der Schulkantine zum Essen, Quatschen und Karten spielen. Pablo hatte einen grandiosen Puchero gekocht und alle haben wie immer über Fußball geredet. (Ein Puchero ist ein Gemüse- und Fleisch-Eintopf, der in ganz Argentinien beliebt ist. Er enthält meist folgende Zutaten: pecho Rinderbrust, chorizo Mettwürstchen, pechuga Hühnerbrust, batata Süßkartoffeln, zapallo Kürbis, zanahoria Karotten, repollo Weißkohl, acelga Mangold, cebolla Zwiebel und huevo Ei. Rezept.) Irgendwann fragten sie mich, für welchen Verein ich denn wäre, hier in Argentinien. Na ja, ich hätte mich noch nicht richtig entschieden, sagte ich. Aha. Und in Deutschland? Nun, ich erklärte, dass mein Lieblingsverein, die einzig wahre Borussia, gerade wieder den Aufstieg in die erste Liga klar gemacht hätte und dass mein Herz seit meinem Studium im Ruhrpott auch für Schalke 04 schlage. Und dann ging's los, ich wurde des ersten Fußballgesetzes belehrt: Du kannst dein Auto wechseln, deinen Job, deine Zähne, deinen Lieblingsurlaubsort, deine Frau ... aber nie, niemals deinen Fußballclub! Daniel ist für Boca Juniors, Pablo und Claudio für Independiente, Hugo für River usw. Ich fragte nach, wie man denn Fan eines Clubs würde? Die Sache war auch hier ganz einfach, denn der argentinische Vater entscheidet zwei Sachen für seinen Sohn, seinen Namen und den Fußballclub! Deshalb braucht es in Argentinien auch keines Vaterschaftstests, scherzte Hugo, wenn dein Sohn sich irgendwann für einen anderen Club entscheidet, bist du nicht der Vater!
Nachdem ich fünf Minuten später die Spielergebnisse der letzten hundert Jahre analysiert hatte - wie man mir zur Entscheidungsfindung geraten hatte - und mich für den Traditionsverein San Lorenzo (Wikipedia) entschieden hatte, war das Geschrei groß. Ich wurde für unmündig erklärt, wie lang ich denn schon hier sei, ich sei doch total verrückt und zuletzt wollte man mir ins Weinglas pinkeln. ... Adolfo, ebenfalls San Lorenzo, versuchte mich tapfer zu verteidigen und lobte meinen Sachverstand und mein Herz am rechten Fleck, schließlich hatte San Lorenzo gerade erst diese Woche den großen Rivalen River Plate aus dem Copa Libertadores geworfen, der südamerikanischen Champions League ... nun habe ich also einen argentinischen Fußballclub. In sechs Wochen werden wir übrigens Südamerikameister! Vamos San Lorenzo!
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